FAQ

Ist der Aufbau eines Mensadienstes auch ohne eigene Vollküche möglich?

Ein klares JA! Wir haben uns zahlreiche Schulküchen angeschaut und einen Prozessbegleitungsansatz entwickelt, mit dem wir auf der Grundlage der bisherigen Erfahrungen Ihren Standort step by step beim Aufbau und der Implementierung der Küche als Lernort begleiten können.

Jede der Pionierküchen hat einen anderen Schwerpunkt: in Kopenhagen fing alles mit der nachhaltigen Beschaffung an, in Zittau war der erste Impuls, dass die Kinder sich praktisch mit Lebensmitteln auseinandersetzen und Zusammenhänge erkennen.

In Greifswald wurde Wert darauf gelegt, dass frisch vor Ort gekocht wird und die Küchenfachkräfte und Erzieher:innen auf Augenhöhe kommunizieren und sich als ein Team begreifen.

In Kassel wurde der Mensadienst eingeführt, weil das die einfachste Lösung war, Kinder auch in Schulküchen zu integrieren, in welchen nicht vor Ort frisch gekocht wird.

Mit Blick auf die Möglichkeiten vor Ort und dem Erfahrungsschatz der Pionierschulen entwickeln wir passgenaue Lösungen für jeden Standort.

Wie werden die Leistungen von Campus Cantina finanziert?

Bisher befinden wir uns noch in der Modellphase, im Moment ist ein Modellprojekt in Mecklenburg-Vorpommern in Planung. Hier soll an bis zu zehn Standorten herausgefunden werden, wie hoch der Aufwand und die damit verbundenen Kosten für eine Beratung zum Aufbau eines Mensadienstes sind. Langfristig streben wir an, mit den Kommunen Finanzierungsmodelle zu entwickeln, damit die Kosten durch öffentliche Fördermittel übernommen werden.
Wenn Sie an Ihrer Schule in Eigeninitiative einen Mensadienst aufbauen wollen, können die Kosten z.B. vom Förderverein der Schule finanziert werden. Sofern keine Mittel vorhanden sind, unterstützen wir die Schulen bei der Beantragung von Fördermitteln.

Wie läuft der Aufbau eines Mensadienstes konkret ab?

Der Aufbau eines Mensadienstes kann mit einer Vorlaufzeit von einem Jahr umgesetzt werden, sobald die Finanzierung geklärt ist und der Caterer einverstanden ist. Gegebenenfalls ist es erforderlich, die nächste Ausschreibungsphase abzuwarten.

Wir empfehlen für den Anfang eine Exkursion zu einer der Modellschulen oder ein Onlinemeeting mit der Küchen- und Schulleitung. Anschließend wird gemeinsam entschieden, welche Jahrgänge in die Modellphase gehen und Projektwochen in der Küche durchlaufen. Die Eltern werden über Online-Info-Veranstaltungen von dem neuen Projekt informiert und über organisatorische Fragen zur Elternbeteiligung und Einsatzplanung.

Jeweils nach den Sommer- Herbst- oder Winterferien beginnt die erste Jahrgang, jede Woche ist eine andere Klasse dran. Die Kochkleidung wird über eine Mietservice bereitgestellt (Sweatshirt mit Branding, Schürzen, Käppis).

Step by Step zum Mensadienst

Fallbeispiele:

Diese Schulen zeigen wie es geht

Schkola in Zittau

In der Schkola in Zittau werden die Kinder der 3. und 4. Klasse täglich von 8 – 12 Uhr in den Kochprozess mit eingebunden.

Zu Schulbeginn melden sich jeweils 4 Kinder morgens freiwillig, meistens gibt es mehr Kinder als Plätze, der Küchentag ist sehr beliebt. Im Zuge der Vorbereitung des Frühstücks wiegen die Kinder die Mengen für die Müslimischungen ab, schneiden Obst und stellen Gemüseaufstriche her.

Nach der Frühstückspause helfen sie dabei, das Gemüse zu waschen und zu schneiden und das Salatbuffet zu bestücken. Auch bei der Herstellung der warmen Speisen werden sie eingebunden.

Da die Kinder bei der Herstellung alles kosten dürfen, werden sie intuitiv an Lebensmittel herangeführt und sind neugierig auf alles was sie noch nicht kennen. Vor Beginn der Mittagspause essen die vier Kochkinder mit dem Team, anschließend beginnt die Essensausgabe.

Mehr über dieses Projekt

Akzeptanz der Veränderung durch Einbindung in die Produktion

Im Verlauf der Modellphase stellten sie fest, dass die Akzeptanz für das veränderte Speiseangebot signifikant steigt, wenn die Kinder in der Küche bei der Zubereitung beteiligt werden und regelmäßig Exkursionen zu der Gemüseanbaubetrieben unternehmen, um einen Bezug zum Kochhandwerk und zum Anbau von Lebensmitteln zu entwickeln.

Positive Auswirkungen auf das Schulleben: die Küche als Herzstück der Schule
Sie erkannten außerdem, dass die Umwandlung dieser Küchen in Lernorte eine Vielzahl weiterer positiver Auswirkungen auf das Schulleben hatte.

Kinder in die Küche – eine Entscheidung mit positiven Nebenwirkungen
Das Projekt ist so gut angekommen, dass es die Schule dazu angeregt hat, zu überlegen, was sie noch tun könnten, um den Kindern zu ermöglichen, eine lebendige Verbindung zu Lebensmitteln aufzubauen.

So entstand die Idee, vor Ort mit den Kindern zu kochen und die Küche als Lernort in den Lernalltag mit einzubinden. Seitdem kochen die Kinder der 4. und 5. Klassen täglich mit. Von der Mengenberechnung über das Gemüse waschen und schneiden helfen sie mit und reichen ihren Mitschüler:innen als stolze Köch:innen das Essen über den Tresen.

Zahlreiche weitere Projekte sind seither an der Schule entstanden: eine Ernährungsberatung als Tandem aus Schülern und Erwachsenen, Kochworkshops für Eltern, auch Veranstaltungscaterings für Feste werden in der Schulküche von Schülern organisiert.

Die “Food Schools” in Kopenhagen

In 12 Schulen betreibt die Stadt Kopenhagen eine eigene Schulessensproduktion mit lokalen Küchen, qualifiziertem Personal und einem Speisesaal für die Schüler. Die Schüler werden aktiv in alle Prozesse einbezogen, übernehmen Verantwortung und lernen, zusammenzuarbeiten. Im Projekt „Lebensmittelschule” helfen Schüler*innen ab Klasse 7 eine Woche lang bei der Küchenarbeit und im Projekt „Essen“ sind Schüler*innen ab Klasse 9 sind in der letzten Stunde vor dem Mittagessen eingebunden. Die Prinzipien des Schulessens sind klar definiert: Gesunde Mahlzeiten, Nachhaltigkeit, Vielfalt, die Kombination von Bekanntem und Neuem, Förderung der Lebensmittelkompetenz und Beteiligung der Schüler. Mehr als 90 % der verwendeten Lebensmittel sind Bio-Produkte.

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Vom Ursprung in Kopenhagen zur Food School

Alles nahm seinen Anfang in Kopenhagen. Das Modell „Küche als Lernort“ ist unter dem Namen „Food School“ bekannt geworden. Es ging aus einer Klimaschutzmaßnahme hervor, im Rahmen derer die Stadt Kopenhagen beschlossen hatte, dass in der Gemeinschaftsverpflegung mehr Bioprodukte aus der Region verarbeitet werden sollen.

Innovation durch Weiterbildung und Kreativität
Damit diese Umstellung ohne Erhöhung der Essenspreise erfolgen konnte, wurden die Caterer dazu motiviert an Weiterbildungen teilzunehmen. Sie erhielten dafür in den Ausschreibungen mehr Punkte.

Hier lernten sie, neue Rezepturen zu kreieren. Ziel war es, weniger Fertigprodukte und mehr unverarbeitete pflanzliche Produkte aus der Region zu verarbeiten.
Das Ergebnis: ein stark verändertes Speisenangebot, das weniger saisonunabhängig, dafür aber vielfältiger und regionaler ist. Statt ganzjährig importierter Produkte dominieren nun saisonale und regionale Lebensmittel, darunter vermehrt Wurzelgemüse und weniger tierische Produkte.

Akzeptanz der Veränderung durch Einbindung in die Produktion
Im Verlauf der Modellphase stellten sie fest, dass die Akzeptanz für das veränderte Speiseangebot signifikant steigt, wenn die Kinder in der Küche bei der Zubereitung beteiligt werden und regelmäßig Exkursionen zu der Gemüseanbaubetrieben unternehmen, um einen Bezug zum Kochhandwerk und zum Anbau von Lebensmitteln zu entwickeln.

Positive Auswirkungen auf das Schulleben: die Küche als Herzstück der Schule
Sie erkannten außerdem, dass die Umwandlung dieser Küchen in Lernorte eine Vielzahl weiterer positiver Auswirkungen auf das Schulleben hatte.

 

Offene Schule Waldau bei Kassel

Seit 2007 gibt es das Konzept „Waldau isst gut“ mit einer 100%-Bio-Küche in der Mensa und Catering in der Caféte, ermöglicht durch die ganze Schulgemeinde. Die Beteiligung der Klassen am Mensadienst ist entscheidend für die pädagogische Dimension und die Preisgestaltung des Essens. Jede Klasse leistet einmal im Jahr Mensadienst, fest im Schulkalender verankert.

In der Mensadienst-Woche arbeiten die Klassen 5-10 von 11.30 bis 13.30 Uhr in der Mensa oder Cafeteria. Die Einteilung erfolgt im Klassenrat, und die Eltern werden rechtzeitig für ihren Mensadienst eingebunden.

Ihre Mitarbeit ist essenziell, um den Arbeitsablauf und die Preisstruktur zu sichern, sei es in der Spülküche oder bei der Einlasskontrolle.

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Ein Bio-Caterer macht den Anfang

Gegründet wurde die Biond GmbH von Dr. Harald Hoppe, einem echten Bio-Urgestein, der während seines Studiums zum Agraringenieur seine Leidenschaft fürs Kochen entdeckte, als er zur Finanzierung seines Studiums mit Kommilitonen ein eigenes Brotbackhaus betrieb.

Mit Biond verfolgte Dr. Harald Hoppe, der inzwischen den Betrieb an die Geschäftsführerin Jana Fuhrmann-Heise übergeben hat, einen klaren Vorsatz: Er wollte eine effiziente Schulverpflegung bieten, die zu 100% aus Bio-Zutaten besteht und ausschließlich mit frischen Zutaten arbeitet.

Zentrale und dezentrale Zubereitung: Ein besonderes Konzept
Die Besonderheit: Warmkomponenten, die eine komplexen Vorbereitung bedürfen, werden zentral zubereitet und an Schulen geliefert. Salate und Frischgemüsekomponenten werden dezentral in den Schulküchen vor Ort hergestellt. So entstand ein Konzept, mit dem heute mehr als 100 Schulen in Kassel und Umgebung mit hochwertigen Mahlzeiten versorgt werden.

Trotz der hervorragenden Qualität der Speisen gab es immer wieder Feedback von den Schülern, das zeigte, dass es mehr brauchte als nur gutes Essen, um echte Zufriedenheit zu erreichen. Deshalb entschieden sich Biond und die Schulleitung der OSW Kassel, die Schüler aktiv in die Arbeitsprozesse der Schulverpflegung einzubinden.

Der Wunsch nach Teilhabe und Mitsprache
So wurde der Mensadienst ins Leben gerufen. An 15 Schulen, die von Biond beliefert werden, wurde dieses Konzept bisher erfolgreich umgesetzt. Schüler übernehmen dort einmal im Jahr für eine Woche Aufgaben in der Mensa, wie das Vorbereiten von Salaten oder das Auffüllen des Buffets.

Diese Einbindung führte zu spürbaren Veränderungen: Die Schüler entwickelten mehr Respekt vor der Arbeit in der Küche, identifizierten sich stärker mit dem, was sie essen, und die Zahl der Beschwerden ging deutlich zurück. Zudem wurde weniger Essen verschwendet, da die Kinder ein besseres Verständnis für die Lebensmittel bekamen. Auch die Lehrer und Eltern waren begeistert: Viele Lehrer essen jetzt gemeinsam mit den Schülern in der Mensa, und Eltern beteiligen sich aktiv am Mensadienst.

Diese Geschichte zeigt, wie durch Zusammenarbeit und Einbindung der gesamten Schulgemeinde eine Verpflegung geschaffen werden kann, die nicht nur gesund ist, sondern auch die Gemeinschaft stärkt.

Wussten Sie schon...?

....dass Vollküchen, die vor Ort in den Schule frisch kochen, mit 100% Bioanteil ab 120 Portionen mit 5,50 Euro Essengeld pro Portion kostendeckend wirtschaften können?

Lesen Sie mehr in der Studie Verpflegung in Greifswalder Kindertagsstätten und Schulen,
Sachstandsbericht vom Juni 2023:

Studie lesen

PDF, 44 Seiten